Als die Einladung zum RED BULL „CERRO ABAJO“ Race in Valparaiso/Chile zu mir ins Haus flatterte, freute ich mich sehr und zögerte keinen Moment mit meiner Zusage. Ich mag diese besondere Art von Rennen ... und nachdem ich wegen meiner Verletzung in 2012 einige wichtige Events dieser Art cancellen musste, war ich extrem heiss auf Racing.
Vom letzten Red Bull City Downhill Rennen in Columbien (2012) wusste ich ja bereits, dass diese Rennen super viel Spaß machen und dank der tausenden begeisterten Zuschauer am Streckenrand eine ganz besondere Atmosphäre versprühen.
Die Vorfreude steigerte sich bereits, nachdem ich mir meinen neuen GHOST Downhill Rahmen mit den brandneuen Shimano Saint-Komponenten aufgebaut hatte. Da ich dieses Jahr neben Continental Reifen auch Suntour Federgabeln als neue Sponsoring-Partner habe, fühlte sich mein Bike nicht nur neu, sondern auch angenehm anders an.
Leider konnten die Junx von Red Bull Chile nur noch einen Flug mit 13 Stunden Zwischenstopp in Sao Paolo (Brasilien) für mich klar machen. 30 Stunden Gesamtreisezeit waren dann wohl irgendwie doch zu viel für mein Immunsystem, welches nach dem Flugzeug rein-raus Klimaanlage on-off oléolé irgendwann kapitulierte und mich mit Schüttelfrost, Husten, Fieber & Schädelweh einen Großteil meiner Hinreise wie in Trance erscheinen lies. Endlich in Valparaiso angekommen dachte ich anfangs nicht, dass ich das Rennen in dem Zustand überhaupt mitfahren kann. Ich besorgte mir also erst mal rauhe Mengen an Vitamin C, um mich irgendwie wieder fit zu bekommen.
Da das Rennen mitten durch die verschachtelt wirkende und von engen Gassen geprägte Stadt führte, fanden sowohl Training, als auch das Rennen am gleichen Tag statt ... was wiederum gut für mich war - so hatte ich noch 2 volle Tage zum Regenerieren.
Beim Streckencheck an den Tagen vor dem Rennen konnte ich nur vermuten, was da auf mich zukommt. An manchen Passagen dachte ich mir, wie das wohl gehen soll? Die müssten da ja noch ne mega Rampe hinzimmern. An anderen Streckenabschnitten verliefen die Treppen so eng an den Häusern vorbei, dass ich mir schon überlegt hab‘, ob ich mir den Lenker abschneiden soll. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon den ein- oder anderen Moment wo ich mir dachte: Hey, was mach ich hier eigentlich?
Am Sonntag war es dann endlich soweit. In der City wuselte es nur so vor Menschen. Tausende Zuschauer standen dicht gedrängt in den engen Gassen und auf den Plätzen entlang der Strecke. Als ich vor dem Training die Strecke ablief, riefen sie mir immer wieder „Eh Gringo“ (was ein nett gemeinter Ausdruck für Ausländer ist) oder Tsuuuuuug nach. Schließlich wartete ich dann zusammen mit den anderen 54 Fahrern auf das „GO“ des offiziellen UCI-Verantwortlichen, welcher die Strecke dann mit 2h Verspätung (für Chilenen wohl normal) für das Training freigab. Im 10 Sekunden Abstand startete Fahrer um Fahrer den Höllenritt nach unten. Es herrschte eine mega Stimmung. Die Zuschauer klopften mir teilweise in den engen Schikanen auf den Rücken ... hier und da streifte ich dann wiederum jemandem mit dem Ellbogen, der sich beim Fotografieren zu weit in die Strecke gelehnt hatte. Ich kann mich noch erinnern, dass ich einen Drop gesprungen bin, in dessen Landung mich erst mal ein Straßenköter mit großen Augen angesehen hat, ehe er kurz vor meinem Landeanflug zur Seite gesprungen ist (die gibt’s dort wohl wie bei uns Tauben auf den Dächern). Kurz d’rauf winkten Sie uns wieder mit der roten Fahne ab, weil es erneut einen Fahrer zerlegt hatte und dieser erst abtransportiert werden musste ... während der Wartepause kamen wieder Leute auf uns zu und wollen Fotos machen oder ein Autogramm. Unvorstellbar, was dort abging - der Wahnsinn ... ein wahres Panoptikum ;o) Ich hatte teilweise echt schon Schiss beim Fahren, weil man nie wusste, welche Überraschung hinter der nächsten Ecke wieder auf einen wartete. Der zweite Trainingslauf lief dann schon wesentlich realaxeter. Ich konnte alle Hindernisse durchspringen und fühlte mich auf meinem neuen GHOST Bike entspannt und sicher.
Zum Rennen selbst waren dann nur noch 35 Fahrer am Start - natürliche Auslese ;o) entweder sie waren verletzt, oder ihnen war der Streckenverlauf dann doch zu heftig und haben sich wieder abgemeldet. Ich hatte mir schon ausgerechnet, dass ich mit einem guten Lauf direkt unter die Top 10 kommen kann - jede Platzierung weiter vorne wäre nur durch extrem hohes Risiko drin gewesen. Und so war es letztlich auch - in der Quali fuhr ich auf Platz 12 und im Finale auf den 10. Platz, womit ich persönlich sehr zufrieden war. Die Zuschauer haben uns Fahrer lauthals angefeuert - ich kann mich nicht erinnern, wann ich je ein Rennen gefahren bin, bei dem die Stimmung vom Start bis ins Ziel so emotional und mitfiebernd war.
Platz 1 belegte Marcello Gutierrez vor Filip Polc und Antonio Leiva. Cedric Gracia wurde 4ter. Ich bin echt happy mit meinem Ergebnis ... und wie man an den Bildern unschwer erkennen kann, war das Rennen final eine superschöne Geschichte und ich hatte jede Menge Spaß beim Fahren.
Ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Red Bull City-Rennen. Was cool wäre, wenn es schon bald mal eine 4X Serie in diesem Format & vor solch einer Location gäbe. Ich bin jedenfalls gespannt und gern‘ wieder dabei.
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