Großartige Leistung der beiden DAV-Topläufer beim Weltcup La Pitturina: Im Sprint holten Sepp Rottmoser und Toni Palzer Platz eins und zwei, Palzer legt zudem im Individual noch mit einem starken sechsten Platz eins drauf. Doch der Reihe nach…:
Zuviel Schnee? Da haben wir nördlich des Alpenhauptkammes gerade eher andere Probleme, aber ein wenig weiter südöstlich blieb Frau Holle letzte Woche schon wieder mit einer ganzen Riesenladung der weißen Pracht hängen…So viel, dass der Weltcup der Skibergsteiger in Sappada (ITA) kurzfristig um eine Woche verschoben werden musste – zu hoch war die Lawinengefahr gewesen. Auch eine Woche später gab es immer noch Schnee satt für die Läufer, und auch die Lawinensituation hatte sich zwar beruhigt, erlaubte aber immer noch keine Strecke in alpinen Gefilden. So musste das Individualrennen in talnähere Regionen verlegt werden - der Sprint auf der Piste war ohnehin nie in Gefahr gewesen. Für den DAV waren diesmal wieder fast alle Kaderläufer am Start – lediglich Cornelius Unger (Berchtesgaden) musste leider immer noch verletzungsbedingt pausieren. Neben Toni Palzer (Berchtesgaden), Sepp Rottmoser (Rosenheim) und Toni Lautenbacher (Tölz) durften mit Simon Kurz (Berchtesgaden) und Jakob Wessling (Friedrichshafen) auch zwei neue Jugendläufer Weltcupluft schnuppern.
Den Auftakt zum Rennwochenende machte diesmal der Sprint am Freitag – eine der zwei einzigen Möglichkeiten für Sepp Rottmoser in dieser Weltcupsaison in seiner Paradedisziplin zu glänzen. Die Strecke auf der Piste in Sappada war ungewöhnlich lang und steil und wartete mit einer technisch sehr anspruchsvollen Abfahrt auf, die streckenweise fast schon an eine Skicross-Piste erinnerte. Nachdem einige Läufer auf den „Kickern“ der Abfahrt wilde Stürze hinlegten, wurde die Strecke noch einmal entschärft. Trotzdem fiel Weltcup-Neuling Simon Kurz den engen Kurven zum Opfer: Nach einem Einfädler im Fangnetz war für den Junior der Sprint leider schon in der Quali gelaufen. Bei den Herren legte Toni Lautenbacher in seinem ersten Lauf nach der Quali einen fulminanten Start hin, wurde aber leider später Opfer seines hohen Tempos und wurde nach hinten durchgereicht: Platz 27 am Ende für ihn. Rottmoser und Palzer wollten es hingegen wissen: Sepp Rottmoser lief in jeder Runde Bestzeit und auch Palzer marschierte locker über alle Runden durch bis ins Finale. Hier hieß es dann zum Leidwesen der Konkurrenz: Kein Vorbeikommen an den beiden DAV-Läufern! Vom Start weg dominierten die beiden das Rennen und gaben die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Hier war der Jubel der beiden Teamkollegen natürlich groß – erstmals standen damit zwei deutsche Herren auf dem Podium eines ISMF-Weltcups! Platz drei ersprintete sich der Franzose William Bon Mardion. Sepp Rottmoser zementierte mit seinem Sieg einmal mehr seinen Status als unangefochtener Sprint-König und auch Toni Palzer, den man ja eher auf der Langstrecke verorten würde, zeigte eindrucksvoll, dass er ein echter Weltklasse-Allrounder ist. Und das allerbeste: Sepp Rottmoser machte sich mit seinem Sieg an seinem Geburtstag das wohl schönste Geschenk selbst… Ein Video vom Sprint in Pitturina gibt es > hier
Am Tag darauf stand dann das Individual-Rennen an: 1700 Höhenmeter verteilt auf eine ungewöhnlich lange Strecke mit sehr vielen flachen Passagen warteten auf die Läufer. Streckenweise erinnerte die Strecke eher an ein Langlaufrennen: Es wurde wild geskatet und auf flachen Ziehwegen abgefahren – mehr war angesichts der immer noch sehr hohen Lawinengefahr aber einfach nicht drin. Wohl dem, der richtig gewachst hatte, dazu kamen noch stollende Felle aufgrund des nassen Schnees. Keine leichten Bedingungen also – aber trotzdem biss sich Toni Palzer erneut an der Spitze fest. Der Berchtesgadener lief sogar lange auf Tuchfühlung zum Podium – am Ende fehlten ihm als Sechster nur eine gute Minute auf Platz drei – und das bei 1:50h Laufzeit. Den Sieg holte sich an diesem Tag einmal mehr Weltmeister Kilian JornetBurgada (ESP), der William Bon Mardion und Damiano Lenzi (ITA) auf die weiteren Plätze verwies. Die Platzierungen der letzten Rennen haben gezeigt: Palzer kann sich nun bereits in seiner ersten Saison bei den Herren im absoluten Spitzenfeld platzieren – mit etwas Glück und den richtigen Beinen kann ihm demnächst vielleicht sogar ein noch größerer Wurf gelingen – wer weiß...
Für die beiden anderen DAV-Läufer im Herrenfeld lief es dagegen durchwachsen: Sepp Rottmoser hatte am Tag nach seinem Sprint-Triumph einfach nicht die Beine, um ganz nach vorne zu laufen: So blieb dem Rosenheimer nur Platz 24 mit gut 11 Minuten Rückstand auf Burgada. Toni Lautenbacher finishte kurz nach Rottmoser auf Platz 27, aber der Tölzer hatte die ersten beiden Weltcups ja mit einer starken Grippe pausieren müssen und war erst vor kurzem wieder voll ins Training eingestiegen. Für Junior Simon Kurz war es einfach nicht sein Wochenende: Nach dem Ausscheiden im Sprint am Vortag musste er mit einem gefühllosen Fuß auch das Individual-Rennen nach halber Strecke aufgeben. Jakob Wessling, der als Cadet in der offenen Klasse lief, konnte sein Rennen finishen und sammelte erste internationale Erfahrungen.
Die Damenkonkurrenz in Sappada war erneut eine reine Formsache: Laetitia Ruoux (FRA), die wohl stärkste Skibergsteigerin derzeit, triumphierte sowohl im Sprint als auch im Individual. Lediglich bei den Plätzen zwei und drei gab es etwas Variation: Im Sprint ging Platz zwei an Maude Mathys (SUI) und Platz drei überraschend an die Kanadierin Melanie Bernier, beim Individual belegte Mathys ebenfalls Platz zwei, gefolgt von Sophie Dusautoir Bertrand (AND).
Nach einer kurzen Pause in der Heimat geht es schon am kommenden Mittwoch für Toni Palzer& Sepp Rottmoser zur EM nach Andorra; zusammen mit Betreuer Bernhard Bliemsrieder und Physio Engelbert Fuchs bilden sie die kleine, aber schlagkräftige deutsche Delegation. Aktuell rangieren beide DAV-Läufer im Gesamtweltcup unter den Top 10: Toni Palzer auf Rang 5, Rottmoser auf 9, so dass sich die beiden stärksten deutschen Skibergsteiger für Andorra berechtigte Hoffnungen auf gute Resultate machen können. Leider wird in Andorra nur ein reduziertes Programm angeboten werden: Erstmals stehen bei den Titelkämpfen nur ein Individual und ein VerticalRace auf dem Programm.
Komplette Ergebnisse zum Weltcup/ Stand Gesamtweltcup: ismf-ski.org
Bilder: ISMF / Werbegams
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