Während die Alpennordseite sehnsüchtig auf Schnee wartet, gab es zum Weltcupauftakt im Schweizer Verbier am vergangenen Wochenende ordentlich Neuschnee für die knapp 50 Teilnehmer aus 15 Nationen. 30cm frischer Pulver sorgten für top Verhältnisse – vor allem natürlich in den Abfahrten. Zwei Rennen warteten im Schweizer Wintersportort auf die Weltcupläufer: Das Individual-Rennen am Samstag und das VerticalRace am Sonntag. Die DAV-Truppe um Betreuer Bernhard Bliemsrieder hatte leider etwas geschwächt in die Schweiz fahren müssen - Toni Lautenbacher (DAV Tölz) laborierte noch an einer Erkältung und musste deshalb auf einen Start verzichten. Die verbliebenen drei DAVler Sepp Rottmoser, Cornleius Unger (beide Rosenheim) sowie Toni Palzer (Berchtesgaden) waren aber hochmotiviert und wollten wissen, ob sich das Training in den letzten Monaten gelohnt hatte. Vor allem Toni Palzer war heiß darauf, sich endlich auch einmal in der Königsklasse mit den Herren zu messen – der Seriensieger der Jugendweltcups darf in dieser Saison erstmals bei den Herren antreten.
Aber nicht nur die Deutschen, sondern auch alle anderen Starter scharrten sprichwörtlich mit den Hufen beim Start zum ersten Weltcuprennen der Saison – und der Korridor nach der Startlinie war für dieses Gedränge eigentlich zu eng – zumal es nur eine wirklich schnelle Spur gab. So gab es dann auch im Gerangel um die beste Spur einen Sturz – und mitten drin Toni Palzer, der im Gedränge einen Ski verlor und wenig später auch noch ein Fell. Palzer musste das Ersatzfell aufziehen und verlor wertvolle Minuten auf die Spitze. Aber Toni wäre nicht Toni, wenn er sich davon entmutigen ließe: Der Berchtesgadener holte in einem beachtlichen Kraftakt Läufer um Läufer ein und schloss wieder zu Teamkollege Rottmoser auf, der sich im Bereich der Top 15 bewegte. Das kostete natürlich ordentlich Körner – und dann musste Palzer auch noch seinen Ski wechseln, als klar war, dass beim Sturz am Start die Bindung zu Bruch gegangen war. So war an diesem Tag einfach nicht mehr drin – trotzdem konnte Palzer mit einem starken Finish noch den Sieg in der Espoir-Klasse (U23) einfahren – im Herrenfeld belegte er am Ende Platz 19, drei Plätze hinter Teamkollege Sepp Rottmoser. Auch wenn die Platzierung der beiden Topläufer aus dem DAV-Team es auf den ersten Blick nicht vermuten lässt: Die beiden waren im sehr engen Weltcupfeld sehr gut dabei – der Abstand von Rottmoser auf den Sieger Kilian JornetBurgada (ESP) betrug nur sechseinhalb Minuten – bei einer Rennzeit von 1:32 für den Sieger und über 1700 Höhenmeter war für die beiden Deutschen die Top 10 nicht mehr weit entfernt. Die weiteren Podienplätze gingen an den sehr stark auflaufenden Robert Antonioli (ITA) und William Bon Mardion (FRA). Für den dritten DAV-Läufer im Bunde war es einfach nicht der Tag: Cornelius Unger haderte mit seiner Form und landete am Ende auf dem 40. Platz (Platz 11 Espoirs).
Auffallend stark zum Weltcupauftakt waren die Italiener: 8 Läufer in den Top 15 – zusammen mit den Franzosen dominiert die SquadraAzurra das Skibergsteigen – hier darf man auf die kommenden Rennen gespannt sein. Die Damenkonkurrenz im Individual ging an Laetitia Roux (FRA), die einen ungefährdeten Sieg mit deutlichem Abstand vor Maude Mathys (SUI) und Axelle Mollaret (FRA) einfuhr.
Aber es wartete ja noch ein zweites Rennen an diesem Wochenende: Beim VerticalRace starteten die Läufer in der City von Verbier und mussten über insgesamt 850 Höhenmeter hinauf zum Ziel. Toni Palzer war nach seinem Pech vom Vortag und trotz kräfteraubender Aufholjagd besonders heiß, die Scharte wieder auszuwetzen. Vom Start weg behielt Palzer Kontakt zur Spitze und lag sogar bis 50 Höhenmeter vor dem Ziel auf Podiumskurs. Hier musste aber auch er dann den Anforderungen des Rennwochenendes Tribut zollen und noch ein paar Konkurrenten im Zielsprint vorbeiziehen lassen. Trotzdem landete Palzer am Ende auf einem beachtlichen 8. Platz – nur 17 Sekunden hinter dem Podium und eine halbe Minute hinter Sieger MatheoJacquemoud (FRA). Angesichts der für ein VerticalRace ungewöhnlich langen Strecke eine wirkliche Top-Leistung! Damit konnte Palzer erneut den Sieg in der U23-Klasse für sich verbuchen. Um den Sieg bei den Herren gab es noch eine Kuriosität zu vermelden: Im Zielsprint zwischen Jaquemoud und Kilian Jornet zog Jornet auf einmal kurz vor dem Ziel regelwidrig die Ski aus und sprintete zu Fuß als erster ins Ziel – angeblich hatte sein Fell nicht mehr gehaftet. Eine Zeitstrafe und Platz 3 waren die Folge für den Spanier, der damit auch noch Damiano Lenzi (ITA) den zweiten Platz frei machen musste. Für Sepp Rottmoser reichte es wieder zu einem Platz unter den Top 20: Rang 19 mit zwei Minuten Rückstand auf den Sieger Jaquemoud. Aber für Cornelius Unger wollte es an diesem Wochenende einfach nicht laufen: Nach seinem enttäuschenden Abschneiden am Vortag landete der Rosenheimer auch im Vertical frustriert auf Platz 51 bei den Herren (14. Espoirs) – und damit weit hinter seinen Möglichkeiten. Unger will nun erst einmal einen Weltcup pausieren und sich noch einmal gezielt auf das Rennen in zwei Wochen in Italien vorbereiten.
Bei den Frauen ging auch im Vertical kein Weg an Laetitia Roux vorbei – sie gewann erneut vor Maude Mathys und ihrer Landsfrau Victoria Kreuzer. Der komplette Weltcuptross der Skibergsteiger zieht nun weiter nach Courchevel (FRA), wo bereits am kommenden Wochenende die zweite Station wartet. Das DAV-Team nutzt die Zeit dazwischen zum Training vor Ort – auch die Wettkampfstrecken vom Wochenende werden bereits besichtigt.
Komplette Ergebnisse vom Weltcup finden sich unter http://www.ismf-ski.org/
Ein Beitrag zum Weltcup in Verbier und dem Abschneiden des deutschen Teams aus der ARD Sportschau gibt es
hier: http://www.sportschau.de/wintersport/weitere/videoskimountaineeringweltcupskibergsteigeninverbier100.html
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